2000 🇫🇮

Hyvää päivää! Tervetuloa Suomeen! Willkommen in Finnland!

Mehr als 20 Jahre liegt diese Tour nun zurück. Vor Kurzem sind mir die Aufzeichnungen meiner Radreise durch Finnland in die Hände gefallen, so dass ich euch in einem kurzen Bericht mit in dieses wunderschöne Land nehmen möchte. Geplant war eine Radreise durch Finnland ans Nordkap, anschließend weiter in Norwegen bis Narvik, von dort mit dem Zug in den Süden Schwedens und zurück nach Deutschland.

30.07.00/ 31.07.00: Rostock – Helsinki:

Es geht los! Ich reise mit dem Zug nach Rostock und mit der S-Bahn weiter zum Überseehafen, wo ich mich um 17:00 Uhr treffe mit meinem Reisepartner aus Bremen am Fähranleger treffe. Eine Stunde später läuft die Fähre ein und wir dürfen auch bald darauf einchecken. Meine fensterlose 4er Kabine misst 4m² und befindet sich irgendwo tief im Bauch des Schiffes. Um 20.15 Uhr legt die Finnjet ab. Von Deck aus beobachten wir die Ausfahrt und die Fahrt auf die offene See. Nach einer Partie Schach gehen wir in unsere Kabinen um ein wenig Schlaf zu finden. Die Maschinen brummen und es wird eine unruhige Nacht. Den nächsten Tag verbringen wir bei Sonnenbrandwetter auf dem Sonnendeck und unterhalten uns mit drei Augsburgern, die ebenfalls zum Nordkap wollen. Um 18:00 Uhr laufen wir in Tallin/Estland ein und sind gegen 21:00 Uhr in Helsinki. Wir haben eine zweite Nacht auf der Fähre gebucht. Wir gehen zu unseren Rädern und fahren abends zu fünft in die Stadt und schauen uns kurz den Dom und die Uspenski Kathedrale an. Später geht es zum Schlafen zurück auf die Fähre.

01.08.00: Helsinki – Pukkila (113km)

Um 5:40 Uhr klingelt der Wecker und nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir um 8:00 Uhr die Fähre. Wir verabschieden uns von den drei Jungs aus Augsburg und verlassen nach einer kurzen Stadterkundung Helsinki. Es geht nach Porvoo und weiter über Askolu nach Pukkila. Bei Kilometer hat K. einen Platten und wir müssen einmal den Schlauch wechseln. An einem Fluss finden wir einen Zeltplatz. Es war ein langer erster Tag.

02.08.00: Pukkila -Sysmä (98km)

Wir brechen um 10:00 Uhr auf und schon nach wenigen Metern hat K. erneut einen Platten. Wir wechseln noch fix den Schlauch und radeln über Orimattila nach Lahti. In Lahti geht es nach einer Mittagspause am See weiter über Asikalla nach Sysmä. Wir übernachten auf der Veranda einer Hütte im Wald und springen in den kalten See. K. hat seine Schläuche geflickt.

03.08.00: Sysmä – Muurame (113km)

Nach dem Frühstück radeln wir heute pannenfrei über Sarkilahti, Lukanka nach Muurame. Wir finden wieder einen schönen Zeltplatz am See und versuchen den Mücken zu entkommen.

 

 

 

04.08.00: Muurame – Äanekoski (97km)

Von Muurame geht es zunächst nach Yväskyla. Dort habe ich kurzzeitig meinen Reisepartner verloren. Wir finden uns aber schnell wieder und machen uns auf den Weg aus der Stadt. Plötzlich ist mein vorderer Zahnkranz verbogen und wir kehren noch einmal zurück in die Stadt. Wir finden ein Fahrradgeschäft und ich kaufe einen neuen Zahnkranz und lasse diesen anbauen. Anschließend geht es weiter über Laukka und Suolahti nach Äanekoski. Heute steuern wir einen Campingplatz an. Ich freue mich auf die warme Dusche.

05.08.00: Äanekoski – Kivijärvi (97km)

Ich dusche noch einmal bevor wir uns auf den Weg machen, der uns heute über Saarijärvi und Kannonkoski nach Kivijärvi führt.

06.08.00: Kivijärvi – Haapajärvi (104km)

Unsere Etappe führt uns über Kinnulla und Reisjärvi nach Haapajärvi. Wir zelten unterhalb der Kirche am Fluss und gehen abends noch eine Runde schwimmen. Heute lagen unzählige tote Schlangen auf der Straße. Mein Zelt schwächelt, die Stangen sind angebrochen. Wie lange wird es halten?

07.08.00: Haapajärvi – Oulu (174km)

Wir haben einen langen Tag vor uns. Mit Rückenwind geht es auf ebener Strecke über Karsämäki, Pukkil, Rantsila, Temmes und Kempele nach Oulu. Leider ist die Jugendherberge voll und so fahren wir auf den Campingplatz. Abends machen wir einen Spaziergang an die Ostsee. 174!km meine absoluter Rekord (bis heute 21 Jahre später).

 

08.08.00: Oulu – Kemi (123km)

Die Zeltstangen sind kaputt. Da kein Ersatz zu bekom-men ist kaufe ich eine kleines, neues Zelt. Erst gegen Mittag kommen wir aus Oulu raus und fahren dann über Haukipudas und Kuikaviemi nach Kemi. In Kemi übernachten wir in einem Park nahe der Ostsee. Nach einem Gewitterschauer hat es sich stark abgekühlt. Nachts sind es nur +4°C und ich friere in meinem Schlafsack. Wir buchen für den nächsten Tag die Jugendherberge in Rovaniemi vor.

09.08.00: Kemi – Rovaniemi (135 km)

Nach dem Frühstück und einer Irrfahrt durch Kemi finden wir den Weg nach Tervola. Anschließend folgen wir dem wilden Kemijoki nach Rovaniemi. Auf der Strecke schauen wir uns Gletschermühlen an. Nach einer ausgiebigen Dusche und gutem Essen erkunden wir die bunte, lebhafte Stadt

10.09.00: Rovaniemi – Sodänkyla (141km)

Heute werde ich mich von meinem Reisepartner K. verabschieden, der seine Tour auf anderer Route durch Lappland und Schweden fortsetzen wird. Doch bevor es soweit ist fahren wir noch gemeinsam bis zum Polarkreis. Dort beim Weihnachtsmann schießen wir ein Abschiedsfoto und um 11:30 Uhr setze ich meine Reise alleine fort. In Vikajärvi kaufe ich noch einmal im kleinen Laden eine und biege dann nach links in Richtung Sodänkyla ab. Es regnet den ganzen Tag und auf der schnurgeraden Straße ist nur sehr wenig Verkehr. Gegen abend klart es auf. In Sodänkyla übernachte ich im Internat. Ich komme erst gegen 21:30 Uhr an und schiebe dummerweise direkt vor der Tür durch eine Reißzwecke. Nach einer warmen Dusche tausche ich noch den Schlauch und stelle fest, dass der Mantel des Hinterrades sehr stark heruntergefahren ist.

11.08.00: Sodänkyla – Rovaniemi (50km)

Ich fahre zum Fahrradgeschäft und tausche noch den Mantel aus bevor mich auf den Weg nach Norden machen. Hier oben im hohen Norden gibt es keine Ortschaften mehr. Ich fahre vorbei an endlosen Sümpfen und kämpfe gegen die Einsamkeit. Der Gedanke an eisige Nächte in meinem mangelhaften Schlafsack in der Dackelgarage lässt mich nicht los und ich beschließe gen Norden oder Süden zu Trampen. Gar nicht so leicht eine Mitfahrgelegenheit in Lappland zu finden, und dann soll auch noch das Fahrrad mit… Irgendwann kommt mir ein Bulli entgegen. Der Fahrer bietet mir an mich mit zurück nach Sodänkyla zu nehmen. Ich stimme zu und bin zurück am Ausgangspunkt meiner Tagesetappe. Ich suche mir einen Bus und fahre zurück nach Rovaniemi. Dort baue ich mein Zelt auf dem Campingplatz auf. Den Abend verbringe ich in der Stadt und kaufe noch ein paar Souvenirs bevor ich am nächsten Tag nach Schweden reise. Ich habe später oft darüber nachgedacht, ob ich zu schnell aufgegeben habe. Bis heute steht die Vollendung der Tour zum Nordkapp auf meinem Zettel. Mit hochwertigerem Material werde ich es irgendwann noch einmal angehen!   

12.08.00: Rovaniemi – Lulea – Stockholm (Bus/Zug)

Mit Bahn und Bus fahre ich über Kemi nach Happaranda und weiter nach Lulea und Boden. Es regnet und ich bin froh im Trockenen zu sitzen. Von Boden fahre ich mit dem Nachtzug nach Stockholm. Vorher gab es eine lange Diskussion mit dem Bahnpersonal, da mein Fahrrad nicht mitreisen sollte. Irgendwie ist es mir aber letztenendes gelungen, dass mein Fahrrad einen Platz zwischen den Lebensmittelvorräten desSpeisewagens gefunden hat.

13.08.00: Stockholm

Um 10:30 Uhr bin ich in Stockholm und fahre zum Campingplatz in der Nähe des Stadions. Nachdem ich das Zelt aufgebaut habe erkunde ich die Stadt. Ich besuche das Architekturmuseum, schlendere durch Gamla Stan und zum Schloss. Abends plane ich meine Weiterfahrt. 

14.08.00: Stockholm – Malmö (Trampen)

Morgens radle ich zum ASG Terminal in Midsommarkrausen, ein LKW Terminal. Ich mache mich auf die Suche nach einem LKW, der mich mit meinem Rad mit nach Süden nehmen kann. Ich bin erfolgreich! Um 9:00 Uhr fahren wir ab in Richtung Karlstad am Vänernsee. Bei Tetra Pak werden Folien zugeladen, die in die Niederlande gebracht werden sollen. Ich fahre bis zum Fährhafen in Malmö mit. Wir kommen um 23:30 Uhr an und suche mir in der Nähe einen Zeltplatz.

15.08.00: Malmö – Trelleborg/Travenmünde (60km)

Morgens schaue ich mir Malmö an und fahre zur Öresundbrücke. An der Ostsee trockne ich mein nasses Zelt und fahre später weiter nach Trelleborg. Um 22:00 Uhr legt die Fähre nch Trelleborg ab.

16.08.00: Travemünde – Hamburg (70km)

Ich verlasse um 7:30 Uhr die Fähre und fahre bis Ahrensburg vor die Tore Habmburgs. Von dort geht es mit der S-Bahn in die Stadt. Ich bin für zwei Nächte bei meiner Freundin angemeldet und freue mich auf die Dusche. Abends verbringen wir einen schönen Abend bei leckerem Essen.

17.08.00: Hamburg

Ich genieße einen ruhigen Tag in der Stadt. Mit meiner Freundin bin ich nachmittags zum Shoppen verabredet.

18.08.00: Heimreise

Mit dem Zug reise ich zurück nach Hildesheim.

Fazit heute 2021: Finnland war sehr schön. Man muss sich im August auf kalte Nächte einstellen, auch Bodenfrost ist möglich! Der Herbst hat dort oben schon im August Einzug gehalten, die Blätter hatten schon eine Gelbfärbung. Ich werde die Tour auf jeden Fall noch einmal in Angriff nehmen,dann aber schon Ende Juni aufbrechen. Heute steht mir ein anderes Budget zur Verfügung und ich muss nicht an Elementarem wie dem Schlafsack sparen. Die Augsburger Jungs waren einen Tag später als K. und ich in Rovaniemi. Auch sie haben ihre Reise dort abgebrochen. W. aus A. hat seine Reise zum Nordkapp Jahre später vollendet. Zu ihm hat sich eine Freunschaft entwickelt und wir sind 20 Jahre nach der Finnlandtour gemeinsam an Rhein, Mosel und Saar gewesen (siehe 2020).